Artikel

Verpasste Chance für Fortschritte – Pro Velo Bern kritisiert Entscheid gegen Tramachse über die Bundesgasse

Der Entscheid der Behördendelegation, der auch der Berner Gemeinderats angehört, eine zweite Tramachse nicht über die Bundesgasse zu führen, ist aus Sicht von Pro Velo Bern eine verpasste Chance für eine zukunftsfähige Verkehrspolitik. Die momentane Null-Lösung ohne Aussicht auf eine stadt- und velotaugliche Lösung schwächt das Potenzial für eine konsequente Förderung des öffentlichen sowie Fuss- und Veloverkehr im Stadtzentrum.

Mit grossem Bedauern nimmt Pro Velo Bern den Rückzieher des Gemeinderats zur Kenntnis, die neue Tramachse nicht über die Bundesgasse zu führen. Damit vergibt die Stadt Bern eine einmalige Chance, eine zentrale, direkte und stadtverträgliche Tramverbindung zu schaffen, welche dem Netz die gefragte Flexibilität und Redundanz gäbe, ohne den Veloverkehr übermässig zu behindern oder zu gefährden. In der Mitwirkung 2023 sagte der Gemeinderat klar, es sei „offenkundig, dass eine zusätzliche Tramachse [über den Bahnhofplatz, also die verbleibenden Varianten 1 oder 2] den Stadtraum Bahnhof nicht entlasten, sondern zusätzlich belasten würde.

Pro Velo Bern hat sich seit Beginn der Diskussionen im Jahr 2012 für die Variante über die Bundesgasse ausgesprochen. Diese Trasse wäre nicht nur die kürzeste, direkteste und nutzungsstärkste, sondern hätte auch am wenigsten verkehrliche Konflikte, ganz im Gegensatz zu Tramführungen durchs Bollwerk inkl. vieler Haltestellen und dann via Speicher-/Nägeligasse oder gar Viktoriarain. Auch nützen diese Varianten weder dem Fussverkehr noch dem Klima und der Lebensqualität im Zentrum.

Dass ausgerechnet ein rot-grün dominierter Gemeinderat eine solche Gelegenheit verstreichen lässt, überrascht und enttäuscht. Der heutige Entscheid wirkt mutlos – und ist ein Rückschritt für eine Stadt, die sich selbst als Velohauptstadt und Klimavorreiterin sieht.

Pro Velo Bern fordert den Gemeinderat auf, die Gründe für diesen Entscheid, den er in der Behördendelegation mitverantwortet, transparent offenzulegen – insbesondere, wie die Interessen des Velo- und Fussverkehrs bei der Beurteilung gewichtet wurden.

Zudem erwarten wir eine Perspektive, wie allfällige andere Lösungsansätze konsequent velofreundlich ausgestaltet werden können – mit durchgehenden, sicheren Veloverbindungen, veloverträglichen Haltestellen und einer klaren Priorisierung der sanften Mobilität.